Vor 125 Jahren meldete der polnische Erfinder Jan Szczepanik den Telektroskop in den Vereinigten Staaten zum Patent an. Es handelte sich um eine Vorrichtung zur Fernübertragung bewegter Bilder zusammen mit Ton und markierte den Beginn der Fernsehtechnologie. Im Jahr 1898 berichtete die amerikanische Presse, darunter die Zeitschriften „The New York Times“ und „The Century Illustrated Magazine“, über seine Erfindung.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts arbeiteten viele Wissenschaftler weltweit an Technologien zur Fernübertragung bewegter Bilder mit Ton. Polnische Erfinder leisteten dabei einen großen Beitrag, wie zum Beispiel Jan Szczepanik mit dem Telektroskop und Mieczysław Wolfke, der 1898 (damals noch Schüler am Gymnasium) ein ganzes System für drahtloses Fernsehen patentieren ließ. Dabei schlug er die Verwendung von elektromagnetischen Wellen als Träger für Fernsehsignale, Nipkow-Scheiben als Auswahlvorrichtungen und Geissler-Röhren als modulierte Lichtquellen zur Bildsynthese vor.
Jan Szczepanik präsentierte seine Erfindung im Jahr 1896 und ließ sie im folgenden Jahr in Großbritannien patentieren. Im Jahr 1898 reichte er auch einen Patentantrag in den Vereinigten Staaten ein.
Der Telektroskop übertrug das Bild in natürlichen Farben zusammen mit Ton, indem es es in der Sendeausrüstung mithilfe von schwingenden Spiegeln in Punkte aufteilte. Die Lichtpunkte wurden dann in elektrische Impulse umgewandelt und über Telegraphenleitungen zum Empfänger übertragen. Dort wurden die elektrischen Impulse mithilfe von Spiegeln und Prismen erneut in ein zusammenhängendes, farbiges Bild umgewandelt.
Im Jahr 1898 berichtete die Zeitschrift „The New York Times“ in einem Artikel mit dem Titel „Neuer Telektroskop, Szczepaniks Maschine“ über Szczepaniks Erfindung. Dort wurden Details zu „einer Vorrichtung, die Bilder über eine Telegrafenleitung überträgt“, beschrieben, sowie „der Bericht eines polnischen Lehrers über die Funktionsweise seines Telektroskops – das Schema der Übertragung von Farbstrahlen“.
„Die Erfindung des Telektroskops, auch Fernsehgerät genannt, sorgt in der wissenschaftlichen Welt für große Aufregung. Jan Szczepanik, der junge Erfinder, befindet sich derzeit in den Vereinigten Staaten. Aus dem geführten Interview geht hervor, dass das Telektroskop mehr ist als nur ein gewöhnliches Spielzeug. Es ist ein praktisches Instrument, und seine Effektivität scheint größer zu sein als erwartet, basierend auf bisherigen Berichten. Szczepanik erklärt, dass das Telektroskop Bilder über eine Entfernung übertragen und dort wiedergeben kann. Der Erfinder behauptet, dass sein Gerät nicht nur Bilder realer Szenen überträgt, sondern auch Reproduktionen von Handschriften oder Drucken über große Entfernungen nahezu sofort übermitteln und das Bild an einem Empfangsort auf einer empfindlichen Platte oder Papier fixieren kann. Er behauptet, dass diese Übertragung über dieselben Entfernungen erfolgen kann, wie es bei einem Telefon der Fall ist“, so die „New York Times“.
Das Blatt zitierte auch Szczepanik, der behauptete, dass der Telektroskop in jeder Hinsicht vollständig und einsatzbereit sei. Wenn man am Morgen eine Ausgabe einer Wiener Zeitung in die Kamera einlegen würde, könnte man innerhalb weniger Sekunden, buchstäblich bevor die Druckerschwärze trocknet, in Berlin ein fotografisches Bild der ersten Seite dieser Zeitung erhalten.
„Experten haben drei Hauptzweifel hinsichtlich der Möglichkeiten des Telektroskops ausgeräumt. Erstens fragten sie, ob es möglich ist, das Bild in Punkte zu zerlegen und es durch elektrischen Strom wieder zusammenzusetzen. Zweitens, ob es möglich ist, Stromänderungen zu erzeugen, die den Unterschieden im Licht auf dem Bild entsprechen. Und drittens, ob es möglich ist, dieselben Unterschiede im Licht mithilfe von Stromänderungen in einem anderen Gerät zu erzeugen, das Bilder empfängt und wiedergibt. Die Antworten auf alle Fragen waren bejahend“, berichtete die amerikanische Zeitschrift.
Einige Monate später schrieb Mark Twain einen Artikel über Szczepanik für das Magazin „The Century Illustrated Magazine“. Der Text war den gesamten konstruktiven Leistungen des polnischen Erfinders gewidmet. Auf der Suche nach Anwendungen für seine Erfindung, den Telektroskop, bot Jan Szczepanik es der österreichischen Armee an. Diese war jedoch nicht daran interessiert. Zu dieser Zeit war Polen unter Fremdherrschaft, und Szczepanik lebte und arbeitete in Galizien, das unter österreichischer Herrschaft stand.
Aufgrund der komplexen Konstruktion und der hohen Kosten für den Bau eines solchen Geräts wurde Szczepaniks Erfindung nicht in Serie produziert. Die Arbeitsprinzipien hatten jedoch Einfluss auf weitere Forschungen im Zusammenhang mit dem Fernsehen.
Die ersten Fernsehsendestationen wurden 1928 in den USA, 1931 in der Sowjetunion, 1932 in Frankreich, 1935 in Deutschland und 1936 in Großbritannien in Betrieb genommen. In Polen fand der erste öffentliche Versuch des Fernsehempfangs am 5. Oktober 1938 statt. Eine experimentelle Fernsehstation wurde vom Staatlichen Telekommunikationsinstitut errichtet. Die Sendenantenne wurde auf dem Dach des Prudential-Gebäudes platziert (heute Hotel Warszawa, Pl. Powstańców Warszawy 9). Während der ersten Fernsehübertragung wurde ein kurzes Konzert von Mieczysław Fogg und der Film „Barbara Radziwiłłówna“ gezeigt. (PAP)
Tomasz Szczerbicki
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